MONDIA SUPER

«Da sind Menschen stehen geblieben, vor dem Schaufenster der Sammlung. Und sie fanden das
Mondia  schön. Genau so, wie es ist ...» 


In den 1950ern lösten drei Männer in der Schweiz eine bis heute anhaltende Begeisterung für das Rennradfahren aus: Ferdy «National» Kübler, der 1950 und somit ein Jahr vor seinem damals grössten Konkurrenten, dem «schönen» Hugo Koblet, die Tour de France gewonnen hatte – und Fritz Schär, der aufgrund seines freizügigen Umgangs mit leistungssteigernden Substanzen schon sehr früh den Spitznamen «Pillenfritz» trug.

Kübler, Koblet und Schär gehörten in jener Zeit unzweifelhaft zur internationalen Elite der Radrennfahrer, was ihnen in ihrem Heimatland bis heute zu nachhaltiger Popularität verholfen hat. Eine fast ebenso hohe nationale Bekanntheit geniesst in diesem Zusammenhang die Velomarke Mondia, für die der letztgenannte der drei Spitzenathleten während seiner erfolgreichen Karriere als Markenbotschafter fungierte. 

Seit 1933 wurden im nur etwa 50 Kilometer von Basel entfernten Balsthal Rennräder der Spitzenklasse produziert, mit denen sich Schweizer Radsportprofis ab Ende jenes Jahrzehnts gegen die Konkurrenz durchsetzen sollten. Im goldenen Zeitalter des Schweizer Fahrradbaus kamen bei der Herstellung eines Mondias somit nur die besten Werkstoffe und Komponenten in Frage. Zum Beispiel Reynolds 531 Rohrsätze, die, ebenso wie die Stahlerzeugnisse des italienischen Konkurrenten Columbus, ein hervorragendes Verhältnis aus Steifigkeit und Gewicht besassen.

Das Mondia Super der Staeger Collection ist ein unrestaurierter Zeitzeuge aus dieser Ära, dessen Reynolds-Rahmen mit charakteristisch durchbrochenen und nachträglich verchromten Prugnat-Muffen ausgestattet ist. Eine weitere Besonderheit des Velos sind die Simplex Schaltkomponenten. Noch vor dem Siegeszug der Campagnolo Gran Sport Schaltung galten der Tour de France Umwerfer und der im Volksmund «Selbstmöderschaltung» genannte Competiton Wechsler unter Radsportprofis als Meilensteine der Velotechnik.

Nachdem unter dem Markenamen Mondia in den darauffolgenden Jahren bis zu 20’000 Fahrräder jährlich produziert und verkauft wurden, begann aufgrund finanzieller Misswirtschaft und zunehmender Konkurrenz aus dem asiatischen Raum bereits vor dem Milleniumwechsel der stetige Abstieg des dahinter stehenden und ursprünglich als Importgesellschaft gegründeten Unternehmens. Nach mehreren Konkursen und dem Verkauf der Marke wurde die Produktion zuerst verlagert, dann eingestellt und die Mondia Vertriebs AG schlussendlich 2015 aus dem Handelsregister gelöscht.

Auch der schöne Hugo Koblet, der seinerzeit aufgrund seiner eleganten und – ganz im Gegensatz zum Konkurrenten Ferdy Kübler – leicht und unbeschwert erscheinenden Fahrweise von einem französischen Chansonnier mit dem Beinamen «Pédaleur de charme» bedacht wurde, litt unter finanziellen Problemen. Der als ausgesprochen grosszügig geltende Bonvivant Koblet, der unter Fachleuten nach wie vor als unerreichtes Talent des Schweizer Radsports gehandelt wird und sich bisweilen vor seinen Zieleinfahrten für die unmittelbar bevorstehenden Pressefotos auf seinem Rennvelo die Haare gekämmt hatte, starb im November 1964 an den Folgen eines von ihm bewusst herbeigeführten Autounfalls.