TEBAG SPEZIAL

«Kaum vorstellbar, dass diese fragilen Räder früher die Kraft ihrer Fahrer ausgehalten haben. Und das auf Kursen, die mehr Piste als Rennstrecke waren ... »


Es ist nicht überliefert, welchen Anteil das bereits um 1900 in Bern entwickelte Malzgetränk Ovomaltine an der Kraft und den Siegen der Tebag-Fahrer hatte. Sicher hingegen ist, dass die ursprünglich als medizinisches Präparat gegen Mangelernährung entwickelte «Ovo» ziemlich bald von Sportlern als energiespendende Zwischenmahlzeit entdeckt wurde.

So auch von Ferdy Kübler, dem legendären Schweizer Radrennfahrer und Tour-de-France-Gewinner. «Ferdy National», der 1983 zum Schweizer Sportler des Jahrhunderts gewählt wurde, war von 1948 bis 1957 Teil des Tebag-Teams, das vom gleichnamigen Schweizer Hersteller von Rennrädern ins Leben gerufen worden war und in dessen Kader neben Kübler auch der italienische Radprofi Gino Bartali an nationalen und internationalen Radsportwettbewerben siegte.

Das Tebag Spezial von 1947 war eines von fünf Rädern der Schweizer Nationalmannschaft und befindet sich in einem aussergewöhnlichen Zustand. Neben seiner originalen Ovomaltine-Ausstattung verfügt es über die legendäre Campagnolo Cambio Corsa Schaltung, für deren Funktion eine spezielle Hinterradaufnahme vorhanden sein muss: Da sich beim Schalten der Cambio Corsa das Hinterrad im Rahmen mit oder entgegen der Fahrtrichtung verschiebt, sind die Ausfallenden des Tebag-Rahmens fein verzahnt.

Am Jubiläumsvelo, das die Tebag AG anlässlich von Ferdinand Küblers 85. Geburtstag produzierte, fehlen diese Verzahnungen ebenso wie die Ovo-Trinkflasche. Mehr als 50 Jahre nach Ferdys grössten Erfolgen hat sich die Entwicklung der Radsporttechnik und die Ernährung der Athleten auf einem Niveau eingependelt, von dem die damaligen Champions nur zu träumen wagten.